Die Geschichte des Schloss Vorra

Wie der Gutshof von Vorra im Mittelalter ausgesehen hat, wissen wir nicht. Er wird wie alle ähnlichen Güter, aus einem Wohnhaus für die Herrschaft, Unterkünften für das Gesinde und den nötigen landwirtschaftlichen Gebäuden bestanden haben. Ein Stich aus dem 18. Jahrhundert lässt erkennen, dass das frühere Schloss, das auf die ersten Tetzel, also auf die Zeit um 1600 zurückgeht, ein stattliches, hochgiebeliges Gebäude mit vielen Dachgaupen gewesen ist, das sich durch nichts als seine Größe von den anderen Häusern des Dorfes unterschied und sich deshalb viel besser in seine Umgebung einfügte als das heutige Schloss.

Im Jahr 1780 brannte es bei einer Feuerbrunst, die das Dorf zerstörte, mit sämtlichen Nebengebäuden ab und wurde durch das heute noch an der Nordostecke des Parkes stehende stattliche Gebäude mit dem Halbwalmdach ersetzt.

Im Jahr 1890 begann man mit dem Bau des heutigen Schlosses. Um dem Neubau Platz zu machen, riss man alle Nebengebäude, auch einen großen Gartensaal, ab. Beim Bau stellten sich größte Schwierigkeiten ein, da sich der weiche, vom Grundwasser durchfeuchtete Boden als nicht tragfähig erwies, so dass das Mauerwerk schon während des Baus Risse bekam und Teile des noch unfertigen Turms einstürzten. Erst nach entsprechenden Sicherungsmaßnahmen konnte der Bau vollendet und an die Anlage des Parks und der Weiher herangetreten werden. Bis dahin hatte sich südlich des Schlosses eine große Wiese, die sogenannte Schlosswiese, ausgebreitet. Der herrliche Baumbestand des jetzigen Parks stammt mit Ausnahme der mächtigen alten Buchengruppe (fiel in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts einem Sturm zum Opfer) aus der Zeit, als der Park geschaffen wurde. Für die Grotte wurde eine eigene Quelle (sie ist seit einiger Zeit versiegt) am Berghang gefasst und in den Park geleitet.

Die letzten Besitzer nahmen manche bauliche Veränderung am Schloss vor, ließen den Turmhelm abtragen und als Bekrönung des Turmes die seltsamen Tiergestalten anbringen, die Terrasse anlegen und die Wirtschaftsgebäude errichten. Viel Sorgfalt widmeten sie der gärtnerischen Ausgestaltung des Parks, sowohl den Schmuckflächen in der Nähe des Schlosses als auch den zwischen den Weihern und der Pegnitz gelegenen Teilen, die stellenweise einem botanischen Garten glichen. Im Juli 1948 fielen einem furchtbaren Unwetter 38 der schönsten und größten Bäume zum Opfer. Die alten Buchen (siehe obige Anmerkung) standen unter Denkmalschutz und wurden mit viel Mühe erhalten.

Seit dem Tode des letzten Gutsherrn, des Barons von Ellrichhausen, erfuhr das Schloss wechselvolle Schicksale. Die Witwe des Verstorbenen verkaufte 1941 ihren ganzen Besitz der Deutschen Arbeitsfront, die in den Räumen des Schlosses eine Gauschule einrichtete.

Als 1945 der Krieg auch bis in unsere Gegend vordrang und nach kurzen Kämpfen, die mehrere Todesopfer forderten, ganz Vorra mit amerikanischem Militär belegt wurde, standen im Park die Panzer, und unter der Buchengruppe (siehe obige Anmerkung) fand eine Tankstelle ihren Platz. Das Schloss wurde die Ortskommandantur der Besatzungsmacht. Im November 1945, nach Abzug des Militärs und der Räumung des Schlosses von amerikanischen Dienststellen, pachtete die Baroness Irmgard von Löffelholz zunächst von der Militärregierung, später vom Bayerischen Staat, der das Erbe der Nationalsozialistischen Partei angetreten hatte, das Schloss zur Errichtung eines Landschulheims, einer Oberschule mit Internat, die bis 1953 bestand.

Im Herbst 1955 wurde das Schloss vom Schullandheimwerk Mittelfranken e.V. übernommen und für seine Zwecke umgebaut und ausgestattet. Das Jahr 1956 brachte die Eröffnung und feierliche Einweihung des Schullandheimes „Schloss Vorra“. Im Jahr 2005 konnte das Schullandheimwerk in Anwesenheit seines Schirmherrn, des Regierungspräsidenten Inhofer, das 50jährige Bestehen seines Schullandheims „Schloß Vorra“ feiern.

 

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