Die Geschichte von Vorra

Vorra, Aussicht aus dem 17. Jahrhundert

Der Name Vorra

In der Urkunde von 1011 wird Vorra zum ersten Mal erwähnt und zwar in der Form Forehun. In der Folgezeit begegnen uns andere Schreibweisen: Vorhen und Vorrhen. Die Stiftungsurkunde der selbständigen Pfarrei Vorra von 1497 spricht von Vorchen und Vorhen. Bei der Vielzahl der Dokumente wechselt die Schreibweise kunterbunt: Vorchen, Voerhen, Vorchheim, Vorrha, Forra und schließlich Vorra.

Folgende Deutung der Herkunft des Namens ist wahrscheinlich: Die Pegnitz von Eschenbach bis Velden ist in den ältesten Urkunden als fischreiches Gewässer bekannt und einer der Gründe zur Besiedlung gewesen. Bereits 912 wird dem Bischof von Eichstätt das Recht verliehen, in der „Paginza“ (Pegnitz) Fische zu fangen. Für Vorra speziell wird mit den Rechten der Vogtei immer das „Vischwasser“ aufgeführt und die daraus sich ergebende Einnahmequelle. Ein weiterer Hinweis ist, dass in einer bunten Federzeichnung um 1600 bei den Häusern 1 und 2 deutlich Fischkästen eingezeichnet und im Salbuch (etwas Ähnliches wie ein Grundbuch) belegt sind. Ferner herrscht auch heute noch im Ortsabschnitt Vorra ein Forellenreichtum.

Der eigentliche Beweis ist über den Wortstamm zu führen: Nach den etymologischen Wörterbüchern aus dem letzten Jahrhundert ist das Wort Forelle eine sehr späte Form und kommt von Vorhenle, der Verkleinerungsform von vorhen. Vorhen ist mittelhochdeutsch und lässt sich bis in die althochdeutsche Form vorhe oder forhe zurückverfolgen. Die Verschiebung von f nach v spielt keine Rolle und wird in der Schreibweise oft willkürlich gehandhabt.

In der Literatur des ausgehenden Mittelalters und der frühen Neuzeit finden wir die Belege. Der bekannte Nürnberger Schuster und Meistersinger Hans Sachs (1494 – 1576) spricht in einem Gedicht von den Vorzügen der ´karpfen, vorhen und hecht´. Aus dem Jahr 1572 stammt der Kaufvertrag der Familie Harsdörfer von Artelshofen, in dem vom ´Vorhen-Weyerlein´(Forellenweiher) im Engenthal die Rede ist. In der Fischordnung der Orte von Artelshofen bis Rupprechtstegen (von 1627) finden wir die Wendung: ´es soll keiner eine vorren fangen …´. Da über die genannten Gründe hinaus ein Ort nach seinen Vorzügen benannt wird, können wir mit Sicherheit annehmen, dass sich Vorra von Vorhen = Forelle ableitet.

Erste urkundliche Erwähnung

Die eindeutig nachweisbare Geschichte Vorras beginnt mit einer urkundlichen Erwähnung: Am 2. Juli 1001 schenkt König Heinrich – später Kaiser Heinrich II. (1002 – 1024) – Bistum Bamberg (1007 gegründet) sieben Ortschaften, darunter auch Forehun = Vorra. Diese Urkunde ist lateinisch geschrieben. Sie ist die Niederschrift eines Rechtsgeschäftes, das für lange Zeit Gültigkeit haben sollte. Schenkungen, Verkäufe oder Tauschhandel wurden niedergeschrieben und gesiegelt. Noch heute sagen wir zur Bekräftigung: Darauf gebe ich Brief und Siegel.

In dieser Schenkungsurkunde sind außer Vorra sechs weitere Orte unserer Umgebung genannt: Förrenbach, Hersbruck, Krumbach, Schnaittach, Rüsselbach und Ittling.

„So wisse nun das zukünftige Geschlecht aller Gläubigen, dass wir auf Bitten und Gutheißen unserer geliebten Gemahlin Kunigund etliche Ortschaften unseres Eigentum: Furihinebach, Haderichesprucga, Forehun, Crumbunbach, Sneitaha, Ristilibach, Uttilingun genannt, im Nortgowe und in der Grafschaft des Grafen Heinrich gelegen, zugleich mit allen ihren Zugehörungen, Dörfern, Weilern, Kirchen, Knechten und Mägden, Häusern, Wäldern, Teichen, Jagden, Mühlen usw. an den genannten bischöflichen Sitz schenken …“

Mit diesem eindeutig rechtlich bezeugten Vorgang ist die Hofmark Vorra dem Bistum Bamberg geschenkt und zur Nutznießung übergeben worden. Auch die niedere Gerichtsbarkeit und die damit verbundenen Einkünfte standen dem Bistum zu. Wir haben uns Vorra als einen großen Wirtschaftshof vorzustellen, zu dem auch Knechte und Mägde (´cum servis et ancillis´- wie es in der Urkunde heißt) gehörten, d. h. leibeigene Bedienstete und Bauern. Interessanterweise wird auch von Kirchen gesprochen (´cum capellis´), unter denen wir zum Teil Taufkapellen zu verstehen haben.

 

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